SO WAR'S FRÜHER (LEOPOLDINE VICKLICKY)

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Riege

Geboren bin ich 1909, eingetreten in den Christlich-deutschen Turnverein bin ich 1920. Die Turnstunden wurden im Gymnasium Stockerau abgehalten. Im Winter war nur Turnen, im Sommer betrieben wir Leichtathletik und spielten Korbball.
Vorturnerin im Jahr 1921 war Frau Slama (Gattin von Adalbert Slama, dem späteren Fachinspektor für Turnen an Mittelschulen und Mutter von Prof. Edith Lerch, geb.Slama). Spätere Vorturnerinnen waren Bine Wessely und Berta Hampl – die Turnabteilung leitete Dipl.Ing.Aschenbrenner.
Hofrat Slama führte damals das neudeutsche Turnen ein: Wo früher einfache Übungen waren, wurde jetzt Gymnastik mit Langsitz, Türkensitz betrieben und es wurde das Bodenturnen mit dem Überschlag eingeführt. Beim Reck- und Barrenturnen wurde in Riegen eingeteilt und die Übungen gleichzeitig auf verschiedenen Stationen durchgeführt. Abschluss einer Turnstunde war immer Völkerball oder Rundlauf.
Die Bekleidung der Mädchen war eine die Knie bedeckende Turnhose. Die besten Turnerinnen damals waren Steffi Sommer (Mischinger), Hedi Ihm, Leopoldine Holešovsky (Viklicky) und Antschi Hochfelsner (Moser).
Die männlichen Turnkameraden waren Otepka, Hampl, die Brüder Katzenbeisser (Karner), Hermann Ulrich, Richard Hoffmann (ich bewunderte immer seine Riesenwelle).
Sehr gute Erinnerungen habe ich noch an die legendären Wettkämpfe gegen Korneuburg und Wolkersdorf, von denen mir die Kottek-Brüder aus Korneuburg noch in bester Erinnerung sind.
Unser Vereinsleben spielte sich bei den offiziellen Treffen im Gasthaus Höllmüller (heute die Volksbank) und die privaten Treffen im Gasthaus Hochfelsner (später Layr, heute Hopfeld) ab. Die Kränzchen fanden im Brauhaus statt.
Spektakuläre Ereignisse waren damals die Sonnwendfeiern mit dem Sprung über das Feuer von Richard Flandorfer, Hofrat Slama und Herrn Kaindl.
Begeistert war ich vom Schifahren: Als ein. Mädchen von zwei in Stockerau war ich stolze Besitzerin von Schiern. Zu meinem ersten Schikurs 1927 in Radstadt musste ich noch mit einem Rock bekleidet und die Schi geschultert durch Stockerau zum Bahn­hof gehen, da ich über Anweisung meiner Eltern die Schihose erst beim Schikurs in Radstadt anziehen durfte. Es folgten auch sehr schöne Schikurse in Josefsberg und am Zauchensee.
Später als Arbeitslehrerin nahm ich den Tennisschläger gleich in die Schule mit, da wir nach dem Unterricht auf dem Tennisplatz in der Manhartstraße (auf dem Gelände der jetzigen Wondrak-Schule) der weißen Filzkugel nachjagten.
Auch hatte ich Gelegenheit am Waschberg etwas Segelfliegen zu schnuppern.
Wenn ich heute mit 97 Jahren zurückblicke, so bin ich überzeugt, dass ich nur durch meine vielen sportlichen Aktivitäten so gesund und vor allem auch geistig fit geblieben bin!