ALLER ANFANG IST SCHWER!

Die Not der Nachkriegszeit verschonte auch die UNION und andere Vereine nicht.

Die Kriegswehen, die Schwierigkeiten des Alltages mussten unter großen Mühen überwunden werden. Viele Opfer für die Wiederaufbauarbeiten der Sportstätten mussten erbracht werden. Der Mangel an Geräten, Turnschuhen und Übungsbekleidung war allgegenwärtig. Mit der Unterstützung der öffentlichen Hand durften die Vereine damals nicht rechnen. Sport hatte in der großen Politik damals kein besonderes Gewicht. Landwirtschaftsminister Kraus hat es in einer Versammlung 1945 so ausgedrückt: „Für uns ist wichtig, dass die Bevölkerung sich satt essen kann und unsere Bauern wieder eine ordentliche Hose am A…. haben.”

Dass das Leben der jungen Handballerinnen in den späten 40-er und in den 50-er Jahren nicht immer einfach war, können die nun folgenden Anekdoten von Gerta Hainisch anschaulich illustrieren.

Widrigkeiten: LKW, Gänse, „Kaswagen“ und altersschwacher Bus

Nicht nur, dass wir mit offenem Lastwagen gemeinsam mit Herren- und Reservemannschaft zu den Spielen fuhren, einmal mussten wir sogar Gänse vom Sportplatz vertreiben, bevor wir spielen konnten.

Aber es gab auch andere Hindernisse. Da einer der Plätze im nördlichen Niederösterreich einen ausgetretenen Pfad quer über das Spielfeld hatte, war es nicht verwunderlich, dass ein Radfahrer während des Matches über den Platz fuhr – sehr zu unserem Entsetzen und zum Gaudium der Zuseher.

Unvergesslich sind auch die Fahrten im „Kaswagen“ der Molkerei. Das war ein geschlossener Lieferwagen, mit dem die ganze Woche Käse ausgeliefert wurde, am Wochenende stand er uns dann als „Bus“ zur Verfügung. Wir saßen also im „Kaswagen“, ohne Fenster, nur mit einem Ventilator auf dem Dach. Schön gruselig!

Auch unsere ersten Auswärtsfahrten hatten es in sich. Bei einem Besuch in Eisenerz konnte der altersschwache Autobus die Steigung am Präpichl nicht schaffen. So stiegen wir halt alle aus. Fröhlich und singend ging es die Bergstraße hinauf.

Sturm auf unverschwitzte Leibchen
Zu Beginn unserer Laufbahn hatten wir keine eigenen Dressen. Und das bedeute Folgendes: Wenn die Herren der Reservemannschaft, die unmittelbar vor uns spielten, in die Umkleidekabine kamen, mussten wir ihre verschwitzten Leibchen anziehen und auf das Feld laufen. Jeder kann sich vorstellen, dass wir genau schauten, wer große Laufarbeit leistete – und daher schwitzte! Er wurde nicht um sein Leiberl bestürmt!
Undenkbar für heutige Sportler ist es auch, dass wir die ersten Dressen, Trainingsanzüge etc. selbst bezahlten. Auf dem großen Feld spielten wir damals mit Stoppelschuhen, die regelmäßig vom Schuster gewartet werden mussten.
Von den „Fetzenweibern“ und den „Göllersbachflundern“
Die Union-Maskenbälle waren immer ein großes Ereignis. Einmal verkleideten wir uns als alte „Fetzenweiber“ – sehr realistisch, mit aufgeklebter Rotzglocke etc. Herr Aringer, unser Trainer, stand beim Eingang, erkannte uns nicht, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Nein, nein, ihr könnt da nicht hinein!“ Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass wir natürlich dann doch eingelassen wurden.
Bei einem anderen Unionball traten wir als Donaunixen auf, mit dem Ergebnis, dass uns die „Herren“ als „Göllersbachflundern“ bezeichneten.
Trotz aller Widrigkeiten war es eine herrliche Zeit, in der das Fundament für echte Kameradschaft begründet wurde. Heute noch haben acht „Ehemalige“ engsten Kontakt zueinander.