DER UNHEILIGE SONNTAG
Großfeldhandball wurde traditionellerweise am Sonntagvormittag am Trainingsplatz gespielt. Heute steht dort die Sporthalle.
Die wenigen Schülerspiele wurden quer auf diesem Spielfeld ausgetragen. Um neun Uhr war Schülertermin, um zehn Uhr folgte die „Reserve“ und elf Uhr die 1er Mannschaft. Manchmal spielten statt den Schülern die Damen. Ebenso traditionellerweise fand um 900 die Kinder- und Jugendmesse in der Stadtpfarrkirche statt.
An einem solchen Sonntag fanden die Meisterschaftsspiele gegen Eggenburg auf der Alten Au statt. Pünktlich um 900 begann das Schülerspiel, die Stockerauer Buben spielten die Gäste förmlich an die Wand. Die Zuschauer hatten „eine rechte Hetz“. Da drang plötzlich ein mit einer Lederjacke bekleideter Mann wild gestikulierend in das Spielfeld ein. Der Schiedsrichter wurde kreidebleich, eine Insultierung bei einem Schülerspiel ist ihm noch nie untergekommen. Der Eindringlich drehte seine Runden und versuchte zwei Stockerauer Spieler zu fassen, die ihrerseits davon liefen, er hartnäckig hintendrein. Das Spiel war unterbrochen und es war außer seinem Kreischen nichts zu hören. Den Zusehern ist die Freude vergangen. Der Schülertrainer Widschi Dinstl ist still und leise verschwunden. Nach kurzer Zeit, erwischte der Eindringling, der eigentlich ganz unsportlich wirkte, alle beide verfolgten Buben und schleppte sie zum Schiedsrichter. Er baute sich vor ihm auf und schrie ihn an, er solle sich was schämen, was er für ein gottloser Geselle sei, am Sonntag Vormittag seine zwei Buben, die er eigentlich in der Kirche wähnte, hier Handball spielen zu lassen, dem werde er einen Riegel vorschieben. Sprach’s und schleppte seine zwei Söhne vom Spielfeld und verschwand mit ihnen. Er hatte sie nicht einmal die Dressen ausziehen lassen.
Ob er sie in die Kirche geschleppt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls sind beide eine Zeit lang nicht mehr im Verein gesehen worden. Der Eindringling war der damalige Kinder- und Schularzt Dr. Trybus.