HOFRAT ADALBERT SLAMA (1884 - 1965)
Jugendliche der Union turnen auf dem von Slama entwickelten Mehrzweckgerät, im Hintergrund Slama
Pionier der Leibeserziehung Gründungsmitglied und Funktionär der Sportunion Stockerau
Am 9.11.1884 in Gußwerk bei Mariazell geboren, besuchte Adalbert Slama das Lehrerseminar in Wien und absolvierte dann ebendort eine Turnlehrerausbildung.
Zwei Jahre später – 1909 – erhielt er den Posten eines Turnlehrers am Stockerauer Landesgymnasium. In diesem Jahr wurde auch in unserer Stadt der Christlich- deutsche Turnverein gegründet; Slama war eines der Gründungsmitglieder und schlug so eine Brücke zwischen dem Schulturnen und dem Turnen im Verein.
Adalbert Slama war allen Berichten zufolge ein hervorragender Pädagoge, der die Schwachen förderte, das Selbst-vertrauen seiner Schüler stärkte und es verstand, in den jungen Menschen Begeisterung für den Sport zu wecken. Seine Erziehung erfasste den ganzen Menschen und schloss auch „Belehrungen über „Körperkultur“, also Hygiene und Körperpflege, ein. Er unterrichtete „Haltungs- und Lungengymnastik“ und machte mit seinen Schülern „korrigierende Haltungsübungen“.
Als Adalbert Slama 1909 nach Stockerau kam, war Turnen im Gymnasium kein Pflichtgegenstand, was sich noch im selben Schuljahr änderte. In den Jahresberichten des Gymnasiums zwischen 1909 und 1924 lesen wir von einer Vielfalt von Tätigkeiten, die er organisierte: selbstverständlich Geräteturnen (Barren, Reck, Pferd), Gymnastik, Leichtathletik (10- und 12-Kampf), Spiele, aber auch Wandern, Schwimmen, Eislaufen, Rodeln auf der Marienhöhe und Schneeballschlachten am Fuchsenbühel. Nach Möglichkeit fand sein Unterricht im Freien statt; man muss aber bedenken, dass es damals noch keinen Sportplatz beim Gymnasium gab, und so wich man auf die Rasenfläche des damaligen Konvikts (heute Lehrlingsheim) aus oder benützte sogar den Durchschlag in der Au.
Als Adalbert Slama Fachinspektor für Leibeserziehung und später dann auch Lehrer an der Universität wurde, erweiterte sich natürlich sein Arbeitsbereich und er wurde weit über die Grenzen Österreichs bekannt und geehrt.
Eine für den Sport bahnbrechende Neuerung war, dass Adalbert Slama die Bewegungsabläufe in Fotografie und Film erstmalig festhielt. Er wurde so zum „Pionier der Bewegungsfotografie“.
Abschließend soll Adalbert Slama selbst zu Wort kommen. Das Zitat zeigt seine grundsätzliche Einstellung zu seinem Beruf und den ihm anvertrauten Menschen.
Das beste Turnsystem – und sei es wissenschaftlich noch so einwandfrei ausgeklügelt – dem die notwendige geistig-sittliche Beseelung fehlt, könnte zwar körperlich gesunde, muskelkräftige und gymnastisch schöne Menschen hervorbringen, aber nie zu sittlich starken, selbstlosen und tatwilligen Charakteren erziehen.
Literatur:
Jahresberichte des Gymnasiums 1909 – 1924
Aufsatz von Prof. Josef Mayer im Heimatspiegel, 11. Jhg. Heft 11/12 1974
Aufsatz vom Prof. Otepka, Sonderdruck der UTA , 1964