Willibald Sommerer (1956 – 2019)

Ein Nachruf

Ich lernte Willi – so nannten ihn alle, die ihn kannten – 1982 während meiner letzten Zeit im Gymnasium Stockerau kennen. Ich stand vor der Matura, er begann seine berufliche Tätigkeit als Lehrer in Englisch und Geschichte. Damals gab es im Gymnasium eine Hobbyfußballgruppe, die sich einmal in der Woche nach dem Unterricht am Nachmittag zum Spielen traf. Diese Gruppe bestand nicht nur aus Schülern der Oberstufe, sondern auch aus Lehrern des Gymnasiums. Ich glaube, es war Ludwig Racz, der uns Willi damals als neues Lehrermitglied der Hobbyfußballgruppe vorstellte. Und von da spielte ich mit Willi – oder manchmal auch gegen Willi – einmal in der Woche, mitunter auch öfter, hobbymäßig Fußball. Im Winter in der Halle, im Sommer im Freien.

Willi war für mich einer der fairsten, wenn nicht sogar der fairste Fußballer, den ich je kennengelernt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er während seiner Fußballzeit niemals absichtlich ein Foul begangen hat. Und seine unabsichtlichen Fouls kann man wahrscheinlich an den Fingern einer Hand abzählen. Willi war kein Goalgetter, seine Stärke war die Laufarbeit und die Defensive. Und Willi war verlässlich. Er war immer dabei, er versäumte kein Spiel. Mit ihm konnte man immer rechnen. In dieser Hinsicht war Willi ein Vorbild am Fußballfeld. Vorbilder, die es so nicht mehr häufig gibt.

Willis Fußballzeit führte ihn durch viele Hobbyfußballgruppen in Stockerau, bis er 2013 als Übungsleiter für die Sporteinheit „Fußball Hobby“ bei der SPORTUNION Stockerau landete. Mittlerweile war Willi natürlich älter geworden, er spielte aber nach wie vor mit derselben Leidenschaft und Begeisterung – auch wenn die Mit- und Gegenspieler nun schon einige Jahrzehnte jünger waren als Willi. Für Willi war das in sportlicher Hinsicht kein Problem. Er war schlank und rank wie damals, als ich ihn kennenlernte und er hatte nach wie vor kein Gramm Fett am Körper. Nur seine Haare sind mit der Zeit doch etwas grauer geworden.

Manchmal schaute Willi bei uns zu Hause vorbei. So auch an diesem Sonntagabend, zwei Tage vor dem schicksalshaften Ereignis. Willi saß bei uns im Wohnzimmer, trank einen Kaffee und aß ein Stück von der Geburtstagstorte unserer Tochter, die einige Tage zuvor fünf Jahre alt wurde. Er erzählte von seinem Weihnachturlaub auf den Seychellen, den er mit seiner Gattin Monika verbracht hatte und von dem er braungebrannt zurückgekehrt war. Wir sprachen über Flüchtlinge, die seit einiger Zeit bei der Hobbyfußballgruppe mitspielten und die er in diese Gruppe integriert hatte. Wir sprachen über seine Pension, die immer näher rückte. Und wir sprachen auch über den bevorstehenden Schulskikurs in Mariazell. Wie immer, wenn man mit Willi plauderte, war auch dieser Abend mit ihm kurzweilig und humorvoll. Beim Verabschieden lud er unsere Tochter noch ein, seine Kaninchen, die bei ihm zu Hause "wohnen", zu besuchen. Als Willi uns dann verließ und im Dunkeln hinaus zu seinem Fahrrad ging, konnten wir nicht ahnen, dass wir Willi nun zum letzten Mal gesehen haben.

Willi ist am 8. Jänner 2019 nachmittags bei einer Skiabfahrt mit seiner Schulskigruppe des Gymnasiums Stockerau auf der Bürgeralpe in Mariazell unter tragischen Umständen verstorben.

Ich möchte mich bei dir, lieber Willi, für die gemeinsamen und schönen Stunden, sowie im Namen des Vorstands und des gesamten Teams der SPORTUNION Stockerau für deine ehrenamtliche Tätigkeit bei der SPORTUNION Stockerau herzlichst bedanken. Du wirst nicht nur mir, sondern auch der SPORTUNION Stockerau sehr fehlen. Du kannst aber sicher sein, dass wir dich Zeit unseres Lebens immer in Erinnerung behalten werden. In diesen Stunden und Tagen sind unsere Gedanken auch bei deiner geliebten Monika, die dich viel zu früh verloren hat.

Rainer Wimmer
Vizepräsident der SPORTUNION Stockerau und früherer, langjähriger Fußballweggefährte von Willi

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